Am 20. September 2003 trafen sich die Göttitourengänger am traditionellen Treffpunkt bei der Sihlpost und brausten los, der Sonne entgegen. Die an die Neuzeit gewöhnte Kutsche trug uns, beflügelt durch das Gewicht von nur drei Göttitourengängern, in Windeseile das Reusstal hinauf und beanspruchte erst bei der alten Post in Wassen den ersten Marschhalt. Der Halt unter den schön gepflegten Geranien war indessen nur ein kurzer, denn wir hatten noch ein paar Schritte vor uns. Nach der Fahrt über den Sustenpass lösten wir in Steingletscher die Bewilligung für die Zufahrt zum Steinsee, an den eindrücklichen Überresten der Munitionsdepotexplosion vom 2. November 1992 vorbei zum Steinlimmigletscher, wo wir die Pferdlein stehenliessen um zu Fuss weiterzuziehen. Dies taten wir beschwingt und hatten dann auch bereits nach wenigen Stunden die 2795 m.ü.M. gelegene Tierberglihütte im Auge, vor deren Erreichen uns aber der Bergführer – zu recht! – vor der lokalen Interpretation der Gastfreundschaft warnte.
Die Hütte selber ist ein Prachtsexemplar und würde jedem Berghüttenführer ein passendes Titelbild liefern. Die steinernen Mauern, das rund 50 Meter hinter der Hütte sich befindende, dem Hintern einiges an Kälteunempfindlichkeit abverlangende Plumpsklo, die rotweissen Fensterläden, das währschafte Menu, die beeindruckende Aussicht etc. bieten einem das Berghüttenerlebnis par excellence. Während sich die Sonne im bunten Farbenspiel zur Ruhe legte, forderte der Götti das Jassteam Raillard/Bollmann mit Erfolg heraus und bodigte diese im Alleingang mit beeindruckenden 650 vs. 533 Punkten. Ob es an den Kaffee Trudi gelegen hat? Die waren jedenfalls von herausragender Qualität und wesentlich besser als die Trudi ohne Kaffee.
Der 21. September empfing uns freundlicherweise mit einem wolkenlosen Himmel, aber auch mit klirrender Kälte, welcher wir kurz vor sieben Uhr einen strammen Schritt über den Steingletscher entgegenhielten. Der Gletscher war nach dem schönen Sommer an vielen Orten gfürchig furchig, aber wir alten Berghasen liessen uns dadurch wenig beeindrucken und stiegen unbeirrt dem Ziel entgegen obwohl es zuweilen recht steil war und wir kurz vor dem Gipfel auch noch die sengenden Sonnenstrahlen erdulden mussten. Trotzdem waren wir im Nu auf dem 3503 m.ü.M. hinaufreichenden Sustenhorn oben und konnten gegen neun Uhr gemütlich auf die Nachzügler hinunterblicken, während wir uns über die Leckereien aus den roten Nottäschlis hermachten.
Nach rund einer halben Stunde des friedlichen Genusses war dann allerdings die Geduld des Bergführers erschöpft, und wir machten uns auf den Abstieg zur Tierberglihütte, welchen wir ob des eisig-rutschigen Geländes sachte angingen und rund anderthalb Stunden dafür aufwendeten.
Zurück vom Gletscher, aber wohlweislich noch ausserhalb der Reichweite des Hausdrachens von der Tierberglihütte, nahmen wir noch einmal eine Stärkung zu uns und labten uns am prächtigen Bergpanorama mit der wunderbaren Aussicht auf das Gadmertal und die Bergarena um Steingletscher herum.
Schliesslich hatten wir aber genug gesehen und stiegen hinunter ins Tal, wo uns aus 2093 m.ü.M. die lieben Pferdchen treu erwarteten.
Die Heimfahrt zurück umfasste zum grossen Vergnügen der Mitreisenden einen prächtigen Blick vom Meiental hinauf zum Sustenhorn sowie verschiedene Ansichten der Kirche zu Wassen, welche einmal links, dann wieder recht an unserer Kutsche vorbeizog.
Den kulinarischen Höhepunkt bildete schliesslich das abschliessende Abendessen bei Pestalozzi in Meilen mit einem jeden Italiener in die Knie zwingenden Pastabuffet und weiteren Schleckereien.
Jon